📖 Kapitel 25 – Der Kreis der Schatten

Lyra spürte den Druck in der Luft, noch bevor sie die Angreifer richtig sah. Es war, als würde etwas die Welt um sie herum in Watte packen – nur dass die Watte brannte.
Elin hustete, Taro zog sie hinter sich. Kael landete gerade im Kreis und verwandelte sich zurück, während seine Augen sofort die drei Angreifer fixierten.

„Wer seid ihr?“, rief Lyra. Ihre Stimme war fester, als sie sich fühlte. „Was wollt ihr von uns?“

Die drei Gestalten bewegten sich synchron. Keine Waffen. Keine sichtbare Bedrohung. Und doch… war es, als stünde da ein Sturm.
„Die Tierseelen sind unverdient. Ihr habt sie geerbt. Geschenkt bekommen. Nicht verdient. Wir holen zurück, was nie euch gehörte.“

„Blödsinn!“, knurrte Kael. „Ihr habt keine Ahnung, was es heißt, damit zu leben!

„Doch“, sagte die mittlere Gestalt ruhig. „Denn wir haben sie uns genommen.“

Und mit einem einzigen Wimpernschlag explodierte der Rauch.
Lyra schrie auf, als sie nach hinten geschleudert wurde. Taro warf sich vor Elin, die versuchte, den Wind abzulenken – aber es war kein natürlicher Wind. Es war wie… verformte Magie.

Kael verwandelte sich in der Luft zurück in den Falken, duckte sich durch die Böe und griff aus dem Sturzflug einen der Angreifer an – mit einem wilden, klauenbewehrten Schlag. Doch er traf nur Luft.
Der Mann wich nicht aus – er verschwand einfach und stand einen Moment später ein paar Meter weiter.

Kael taumelte. „Was war das?!“

„Sie verschmelzen mit Schatten“, keuchte Lyra, wieder auf den Beinen. „Das ist… alte Magie. Keine Tierseele. Verformte Kräfte.

Taro aktivierte seine Rabenform – sein Blick wurde glühend, analytisch. „Sie haben keinen festen Kern. Ihre Energie… flackert. Sie sind instabil.“

„Instabil ist gut“, sagte Kael, wieder Mensch. „Dann können wir sie vielleicht brechen.

Er drehte sich zu Elin. „Elin! Dein Gespür – kannst du sie spüren? Irgendetwas, das sie zusammenhält?“

Sie legte zitternd die Hand auf den Boden. Atmete. Fühlte. Dann – ein Flüstern. „Es ist ein Band. Sie sind verbunden. Wie ein Netz. Wenn wir eins zerreißen, fällt das ganze Muster auseinander.“

„Dann nehmen wir das Netz auseinander“, fauchte Lyra, und sprang in ihre Pumagestalt. Ihre Augen flackerten golden, der Adler in ihr bereitete den nächsten Höhenangriff vor.

Was dann folgte, war Chaos – und doch geführt durch eine Einheit, wie sie nur wahre Gefährten entwickeln konnten.
Kael jagte einen der Schatten mit blitzschnellen Luftsprüngen. Taro lenkte den anderen mit falschen Impulsen ab – seine Stimme hallte doppelt, verwirrte das Ziel.
Lyra kämpfte mit Krallen und Flügeln – wild, aber präzise.
Und Elin? Elin war der Schlüssel.
Mit jedem Moment, den sie auf den Boden lauschte, entwirrte sie das Netz.

„Dort!“, rief sie plötzlich. „Der mittlere – er ist der Anker!“

Kael sah ihn – und verwandelte sich auf halbem Weg in den reinen Falken. Klein. Schnell. Unauffällig.
Er tauchte unter dem Sichtfeld hindurch, nutzte die Verwirrung – und stieß zu wie ein Pfeil aus Licht.

Ein einziger Schrei. Dann: Stille.

Die drei Gestalten zuckten. Flackerten. Und begannen, zu bröckeln.
Wie Rauch, der vom Wind fortgetragen wird.

Lyra keuchte. „War… das alles?“

Taro schüttelte den Kopf. „Das war… ein Spähertrupp.“

Kael verwandelte sich langsam zurück. „Sie wissen jetzt, dass wir da sind. Und dass wir gefährlich sind.“

Elin sah noch immer besorgt aus. „Aber auch, dass wir stark sind.“

„Nicht stark genug, um allein zu kämpfen“, sagte Kael leise. Dann sah er in den Himmel.

„Wir müssen zu Thalya zurück. Wenn sie recht hat… brauchen wir Verbündete. Und Antworten.“


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Kapitel 25 – Ende
Nicht jede Dunkelheit kommt mit Donner. Manche schleicht… bis sie greift.

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