📖 Kapitel 1 – Neustart

Kälte.

Aber nicht die Art, die sich in die Haut frisst oder die Glieder zittern lässt – es war eine andere Kälte. Klinisch. Lautlos. Wie das Vakuum zwischen zwei Gedanken.

Ein leises Summen vibrierte irgendwo tief im Innern. Irgendetwas… fuhr hoch.

Yunari öffnete die Augen.

Grelles Licht stach ihr entgegen, als hätte jemand das Bild überbelichtet. Erst verschwommen, dann schärfer – Linien, Konturen, sterile Wände.

Sie versuchte zu atmen – spürte aber nichts. Keine brennende Luft in der Lunge, kein Klopfen in der Brust. Nur Stille.

Panik flackerte auf. Sie setzte sich ruckartig auf, wobei sich Bewegungsabläufe wie von selbst einstellten – präzise, reibungslos. Zu reibungslos.

Ein Spiegel an der gegenüberliegenden Wand zog ihren Blick auf sich. Und da sah sie sich.

Lange, dunkelbraune Haare, helle Haut, ein Gesicht wie aus einem Traum geformt – makellos, bekannt… und doch fremd.

„Sayuri…?“ hauchte sie.

Aber es war nicht Sayuri.
Das war sie selbst. Oder besser gesagt – ihr neuer Körper.

Die Erinnerung traf sie wie ein Schatten, der sich nicht fassen lässt.
Ein Wunsch. Ein Geburtstag. Eine Entscheidung.

Doch jetzt?

Nur Bruchstücke. Ein Name, ein Gefühl – Sayuri. Ihre Partnerin.
Die, die ihr gegenüber stand, als sich alles änderte.

Und plötzlich öffnete sich die Tür.

Ein Mädchen trat ein. Weiche, dunkelblonde Haare, vertraute Züge, dieselbe Statur – nur mit einer anderen Wärme.

Yunari erkannte sie sofort, auch wenn alles in ihr schrie, dass etwas nicht stimmte.

„Yunari?“ fragte Sayuri mit unsicherem Lächeln.
„Wie fühlst du dich?“

Yunari wollte antworten, aber in ihr tobte ein Sturm. Sie sah Sayuri – in ihrem Körper. Und wusste, dass es genau das war, was sie sich gewünscht hatten.

Aber warum fühlte es sich so an, als hätte sie etwas verloren, das sie nicht benennen konnte?

Ende von Kapitel 1 – „Neustart“
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