Kapitel 7: Die Stimme der Schatten

In den Tagen nach ihrer Prüfung wurde Jennifers Training noch intensiver. Taron ließ sie fliegen, klettern, sprinten und sogar durch Flüsse schwimmen, um die Grenzen ihrer Fähigkeiten zu erweitern. Alric brachte ihr bei, wie sie mit minimalem Aufwand maximale Präzision erreichte, während Kaela ihr half, die Verbindung zu den Elementen der Erde und des Himmels zu vertiefen.

Doch eines Nachts, als die Welt in Dunkelheit gehüllt war und nur die Sterne über ihnen funkelten, fühlte Jennifer eine seltsame Präsenz. Sie saß allein am Lagerfeuer, während die anderen schliefen, und spürte plötzlich, wie die Luft kälter wurde.

„Jennifer…“ flüsterte eine tiefe, fremde Stimme.

Jennifer erstarrte. Die Stimme war weder bedrohlich noch freundlich – sie klang eher wie ein Echo aus einer anderen Welt.

„Wer ist da?“ fragte sie und erhob sich langsam.

Das Flüstern verstärkte sich, und die Schatten um sie herum begannen, sich zu bewegen. „Wir beobachten dich… Hüterin von Balance und Wandel.“

„Was wollt ihr von mir?“ Jennifers Herz schlug schneller, doch sie versuchte, ruhig zu bleiben.

Die Schatten formten sich zu einer vagen Gestalt – etwas Menschlichem, aber dennoch fremd. „Du hast die Prüfungen gemeistert, aber du verstehst die wahre Gefahr noch nicht. Die Dunkelheit wächst, und du bist der Schlüssel – entweder zur Rettung oder zum Untergang.“

„Das glaube ich nicht,“ sagte Jennifer entschlossen. „Ich werde kämpfen, um diese Welt zu schützen.“

Die Gestalt lachte leise. „Kämpfen… ja, das werdet ihr. Doch bist du bereit, Opfer zu bringen? Bereit, dich selbst zu verlieren, um andere zu retten?“

Jennifer wollte antworten, doch bevor sie es konnte, löste sich die Gestalt in Nichts auf, und die Wärme des Feuers kehrte zurück.


Am nächsten Morgen erzählte Jennifer den anderen, was geschehen war.

Taron runzelte die Stirn. „Die Schatten haben sich gezeigt. Das bedeutet, dass sie uns beobachtet haben – und dass sie uns als Bedrohung sehen.“

„Das ist doch gut, oder?“ fragte Jennifer. „Wenn sie uns fürchten, dann haben wir eine Chance.“

Kaela schüttelte den Kopf. „Furcht macht die Schatten nur gefährlicher. Sie werden dich testen, Jennifer. Und sie werden versuchen, dich zu brechen.“

„Dann sollen sie es versuchen,“ sagte Jennifer entschlossen. „Ich habe nicht all das gelernt, um jetzt aufzugeben.“

Alric legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das ist die richtige Einstellung. Aber unterschätze sie nicht. Die Schatten spielen mit deiner Angst und deinen Zweifeln.“

„Ich habe keine Angst,“ erwiderte Jennifer, doch tief in ihrem Inneren spürte sie, dass sie sich selbst nicht ganz glaubte.


Später am Tag führte Taron die Gruppe zu einer alten Ruine tief im Wald. Die Wände waren mit fremdartigen Zeichen bedeckt, die im schwachen Licht glühten.

„Das ist ein Portal,“ erklärte Taron. „Es führt zu einer alten Ebene, wo die Schatten oft Zuflucht suchen. Wir müssen hinein, um mehr über sie zu erfahren – und wie wir sie besiegen können.“

Jennifer betrachtete das Portal mit gemischten Gefühlen. Sie wusste, dass dies ein weiterer Schritt in ihrem Kampf war, doch die Worte der Schatten hallten immer noch in ihrem Kopf nach: „Bist du bereit, Opfer zu bringen?“

„Was erwartet uns da drin?“ fragte sie leise.

„Gefahren,“ antwortete Kaela. „Und vielleicht Antworten.“

„Oder beides,“ fügte Alric hinzu und zog sein Schwert.

Jennifer atmete tief ein und trat näher an das Portal heran. „Dann lasst uns gehen.“

Mit diesen Worten traten sie durch das Portal – und die Welt um sie herum verwandelte sich in ein Reich aus Schatten und Licht, das so fremdartig war, dass Jennifer kurz den Atem anhielt.

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