Kapitel 3: Die Schattenjagd

Jennifer hielt den Atem an, während das Knurren leiser wurde. Die Augen im Schatten wirkten wie Glut, die nur darauf wartete, entfacht zu werden. „Was ist das?“ flüsterte sie, doch niemand antwortete.

Taron trat einen Schritt nach vorne und streckte eine Hand aus, als wolle er die Luft um die Lichtung abtasten. Sein Gesicht war angespannt. „Das ist kein gewöhnliches Tier,“ sagte er schließlich. „Es ist ein Gestaltenwandler. Aber ich kann seine Absichten nicht erkennen.“

„Vielleicht sollten wir es herausfinden,“ murmelte Alric, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. In einer fließenden Bewegung verwandelte er sich wieder in den grauen Wolf. Jennifer beobachtete fasziniert, wie er lautlos durch das Gras glitt, die Ohren gespitzt, die Nase dicht über dem Boden.

Kaela trat neben Jennifer, ihre Haltung angespannt. „Halte dich bereit,“ sagte sie leise. „Wenn es auf Ärger aus ist, müssen wir kämpfen.“

Jennifer nickte, obwohl ihr Herz wild klopfte. Sie fühlte die vertraute Energie in sich aufsteigen – die Kraft, die sie in einen Puma verwandeln konnte. Doch sie zögerte. Was, wenn sie die Kontrolle verlor?

Plötzlich ertönte ein tiefes, kehliges Brüllen aus den Schatten, gefolgt von einem rasenden Ansturm. Eine massige Gestalt brach aus dem Wald hervor – ein riesiger schwarzer Bär mit glühenden Augen. Doch etwas an ihm war falsch. Sein Fell schien im Licht zu flimmern, und seine Bewegungen wirkten seltsam ruckartig, als wäre er nicht ganz real.

„Ein Besessener!“ rief Taron.

„Ein was?“ Jennifer wich instinktiv zurück.

„Ein Gestaltenwandler, der von Dunkelheit übernommen wurde,“ erklärte Kaela hastig. „Sie verlieren sich in der Tierform und werden zu Werkzeugen von Schattenmagie. Sei vorsichtig – sie sind unglaublich stark.“

Alric sprang vor, ein blitzschneller, grauer Schatten. Mit einem Knurren warf er sich auf den Bären, der ihn mit einer Pranke abwehrte. Alric rollte ab, sprang jedoch sofort wieder auf die Beine.

„Jennifer!“ rief Taron. „Du musst deine Raubkatze rufen. Wir brauchen deine Stärke!“

Ihr war das Herz bis zum Hals geschlagen, doch etwas in Tarons Stimme gab ihr Mut. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf das Kribbeln in ihrem Körper – und dann spürte sie die Verwandlung.

Ihre Beine wurden kräftiger, ihr Körper geschmeidiger, und ein wildes Gefühl von Stärke durchströmte sie. Als sie die Augen öffnete, war die Welt anders. Die Farben waren intensiver, die Bewegungen der anderen schienen langsamer. Sie war ein Puma.

Mit einem tiefen Knurren stürzte sich Jennifer in den Kampf. Sie duckte sich unter einer Pranke des Bären hindurch, sprang mit voller Wucht auf seinen Rücken und grub ihre Klauen in sein schimmerndes Fell. Der Bär brüllte vor Schmerz und versuchte, sie abzuschütteln, doch Jennifer hielt sich fest.

Kaela war inzwischen in ihrer Phönixgestalt. Mit einem wütenden Schrei stürzte sie vom Himmel herab und ließ einen Funkenregen auf den Bären niederprasseln. Die Schatten in seinem Fell zogen sich zusammen, und der Bär heulte auf, als hätte das Licht ihn verbrannt.

Taron hob die Hände, und goldenes Licht breitete sich von ihm aus, eine Art schützender Kreis, der die Dunkelheit zurückzudrängen schien.

„Jennifer, jetzt!“ rief er.

Jennifer ließ sich von ihrem Instinkt leiten. Sie sprang vom Rücken des Bären ab, landete elegant auf allen Vieren und stieß ein tiefes, bedrohliches Brüllen aus. Der Bär wich zurück, als hätte er Angst, und in dem Moment stürzte sich Alric erneut auf ihn, seine Zähne blitzten im Licht.

Gemeinsam zwangen sie das Wesen in die Knie. Der Schatten in seinem Fell begann zu verblassen, und schließlich blieb nur ein erschöpfter, normaler Bär zurück.

Jennifer keuchte, als sie sich zurückverwandelte. Ihr Herz schlug wild, doch sie fühlte sich lebendiger als je zuvor.

„Das war beeindruckend,“ sagte Kaela, ebenfalls wieder in Menschengestalt. „Für deinen ersten Kampf warst du unglaublich.“

Jennifer spürte ein stolzes Lächeln auf ihrem Gesicht. „Ich wusste gar nicht, dass ich das kann.“

„Das hast du,“ sagte Taron ernst, „aber es war erst der Anfang. Die Dunkelheit wird nicht so leicht aufgeben.“

Jennifer nickte, entschlossen. Sie wusste, dass die Reise noch gefährlicher werden würde – aber sie war bereit.

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