Verwandlungen im Zwielicht – Kapitel 1: Der Ruf der Magie
Jennifer saß auf ihrem Lieblingsplatz im Park, einem kleinen Hügel, der einen weiten Blick über die Baumwipfel und den strahlend blauen Himmel bot. Sie liebte es, die Vögel zu beobachten, wie sie scheinbar schwerelos über die Welt glitten, ihre Flügel weit ausgebreitet, als gehörte ihnen der Himmel. Doch heute war etwas anders. Der Wind trug einen seltsamen Duft mit sich – wild und unerklärlich, wie die Mischung aus Regen und frischen Blüten, obwohl der Himmel wolkenlos war.
„Jennifer.“ Eine leise Stimme drang an ihr Ohr, so sanft wie der Wind, aber klar und deutlich. Sie drehte sich um, doch da war niemand.
„Jennifer,“ wiederholte die Stimme, diesmal etwas fester, „komm näher.“
Wie in Trance folgte sie dem Klang. Ihre Füße führten sie in einen dichten Wald am Rande des Parks, der sonst nie ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Doch heute schien der Wald anders – lebendig, voller Flüstern und Bewegung, als ob die Bäume ein Geheimnis bewahren würden.
Am Fuß einer alten Eiche blieb Jennifer stehen. In der Rinde war ein Symbol eingeritzt, das wie die Silhouette eines Adlers aussah, der seine Flügel ausbreitete. Als sie ihre Hand darauf legte, spürte sie ein Kribbeln, das ihren ganzen Körper durchflutete.
Plötzlich veränderte sich die Welt um sie herum. Die Farben wurden intensiver, die Geräusche klarer. Sie hörte das Rascheln von Blättern, den Herzschlag eines Rehs in der Ferne und sogar den Flügelschlag einer Eule, die lautlos durch die Bäume glitt.
„Du hast den Ruf angenommen,“ erklang erneut die Stimme, diesmal direkt vor ihr. Ein junger Mann trat aus den Schatten hervor. Er trug ein dunkles Umhanggewand, und seine Augen schimmerten wie goldene Münzen.
„Wer bist du?“ fragte Jennifer, noch immer überwältigt von den Eindrücken.
„Mein Name ist Taron,“ sagte er. „Ich bin ein Hüter der Gestalten. Und du, Jennifer, bist eine von uns.“
Bevor sie eine Antwort geben konnte, hob Taron eine Hand. Der Boden unter ihren Füßen begann zu leuchten, und ein Kreis aus goldenem Licht erschien. „Du trägst das Erbe der Verwandlung in dir. Sieh hin, Jennifer, was du wirklich bist.“
Plötzlich fühlte sie, wie ihr Körper sich veränderte. Ihre Arme wurden zu mächtigen Flügeln, ihre Sicht schärfte sich, und sie spürte den Wind unter sich. Sie war ein Adler! Jennifer stieß einen kraftvollen Schrei aus und erhob sich in die Luft. Sie flog höher, immer höher, bis die Welt unter ihr winzig erschien.
„Komm zurück, Jennifer,“ rief Taron, und sie spürte, wie die Verwandlung sich umkehrte. Wieder auf dem Boden, zitterten ihre Knie vor Aufregung.
„Das war… unglaublich,“ flüsterte sie.
„Das war nur der Anfang,“ sagte Taron und lächelte. „Du hast noch eine weitere Gestalt. Möchtest du sie ausprobieren?“
Jennifer nickte, und in dem Moment spürte sie, wie eine wilde Energie sie durchströmte. Ihre Gliedmaßen streckten sich, ihr Körper wurde geschmeidiger, und ihre Sinne schärften sich noch mehr. Sie landete auf allen Vieren – ein Puma, stark und elegant.
„Willkommen in deiner Welt,“ sagte Taron. „Aber Vorsicht: Mit diesen Kräften kommen auch Gefahren. Es gibt andere, die diese Macht für sich beanspruchen wollen. Du bist nicht allein in diesem Abenteuer.“
Jennifer drehte sich um und sah zwei weitere Gestalten aus dem Schatten treten: Eine junge Frau mit flammenrotem Haar, deren Augen wie Bernstein leuchteten, und ein stiller Junge mit silbergrauen Augen, der eine Aura von Geheimnis ausstrahlte.
„Ich bin Kaela,“ sagte die Frau mit einem Lächeln. „Und das ist Alric. Wir werden dir helfen, deine Kräfte zu meistern.“
„Und zusammen werden wir das Gleichgewicht dieser Welt schützen,“ fügte Taron hinzu.
Jennifer wusste, dass sie gerade erst am Anfang eines unglaublichen Abenteuers stand. Die Welt war größer, magischer und gefährlicher, als sie es sich je hätte vorstellen können – und sie war bereit, jede Sekunde davon zu erleben.