📖 Kapitel 22: Kaelas Wandel

Kaela spürte es.

Tief in ihrem Innersten, da wo der Zweifel wohnte, vibrierte etwas Neues. Es war wie ein leises Ziehen, ein Strom, der sich nicht mehr ignorieren ließ. Jennifer hatte sie berührt – nicht nur mit ihrer Flosse, sondern mit diesem unbeschreiblichen Gefühl von Zugehörigkeit. Und jetzt pochte es in ihr, unaufhaltsam.

„Ich… ich will es versuchen“, flüsterte sie – obwohl Worte hier kaum noch Bedeutung hatten.

Die anderen sahen sie an. Nicht mit Erwartung. Sondern mit diesem stillen Wissen, das sie verband: Du musst deinen eigenen Weg finden. Wir halten dich nicht fest – aber wir lassen dich auch nicht allein.

Langsam schloss Kaela die Augen.
Sie konzentrierte sich nicht auf das Außen, nicht auf das Glitzern des Wassers oder die Bewegungen der anderen – sondern auf sich. Auf das, was in ihr war.

Zuerst spürte sie Wärme. Dann Kälte. Dann… ein sanftes Pulsieren, wie das Rufen des Meeres selbst.

Ihre Beine begannen sich zu verändern – nicht in eine klassische Fischflosse wie bei Jennifer. Nein. Etwas anderes formte sich. Ihre Füße verlängerten sich, verbanden sich über dünne, elastische Schwimmhäute. Ihre Haut schimmerte in einem perlmuttfarbenen Glanz, durchzogen von zarten, fast durchsichtigen Mustern, die an Quallen erinnerten.

Ihr Rücken bog sich leicht, und zwei sanfte Flossen wuchsen dort heraus – nicht zum Fliegen, sondern zum Gleiten, zum Spüren. Und ihre Hände? Sanfte Membranen verbanden ihre Finger, fein wie Seide. Kaelas Gesicht blieb fast unverändert, aber ihre Augen leuchteten nun – in einem tiefen Türkis, das in der Dunkelheit strahlte.

Sie schlug einmal leicht mit ihren Beinen – und schoss vorwärts. Nicht mit Kraft. Mit Leichtigkeit.
„Ich… ich kann es!“, rief sie aus – ihre Stimme vibrierte durchs Wasser wie ein freudiger Klang.

Elin klatschte in die Flossen, Taro stieß eine Reihe Blasen aus, die wie ein Lachen klangen, und sogar Kael schmunzelte – stolz, aber auch gerührt.

Kaela aber war überwältigt.
Nicht von der Kraft. Sondern von dem Gefühl, dass sie nicht mehr zwischen den Welten stand.
Nicht ganz Mensch, nicht ganz Tier – sondern sie selbst. Eine neue Version. Eine, die das Wasser akzeptierte, aber auch sich selbst nicht vergaß.

„Du musst kein Delfin sein, um frei zu sein“, dachte sie. „Du musst nur du sein.“

Und in diesem Moment… spürte sie es: eine fremde Präsenz. Ein zartes Echo, das durch das Wasser hallte. Tief, tief aus dem Inneren Aqualyns.

Komm.

Jennifer wandte den Kopf, Taro hielt inne, Eshan richtete sich auf – und sogar Kael wurde plötzlich ernst.

„Habt ihr das auch gespürt?“, fragte Kaela leise.

Die anderen nickten.

Ein Ruf. Nicht feindlich. Nicht freundlich.
Aber… wichtig.

Und sie wussten: Die Reise war noch lange nicht vorbei.
Der Herzschlag Aqualyns wartete.


Fortsetzung folgt in Kapitel 23…

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