📖 Kapitel 17: Ruf der Tiefe

Ein seichter Wind erhob sich, als ob er die Schatten der vergangenen Prüfungen hinwegtragen wollte. Die Gruppe stand vor der Öffnung, die sich im Nebel gebildet hatte – ein glitzernder Spalt, der wie eine schimmernde Wasseroberfläche in der Luft lag.

„Also… wir springen da jetzt einfach rein?“ fragte Taro, der mit leicht gesträubtem Haar vor dem Leuchten stand und versuchte, besonders lässig zu wirken.

„Nicht springen,“ murmelte Eshan. „Annehmen.“

Bevor jemand antworten konnte, trat Jennifer entschlossen vor und berührte mit der Hand die Oberfläche. Statt zu verschwinden, glitt sie hindurch – lautlos, wie durch eine warme Wasserhaut. Ihre Gestalt löste sich für einen Moment in silbrige Ströme auf, dann war sie fort.

„Na super, jetzt muss ich wohl auch,“ sagte Kaela und verzog das Gesicht, „nicht dass sie nachher wieder alle Abenteuer zuerst erlebt.“ Sie trat durch das Leuchten und war ebenfalls verschwunden.

Einer nach dem anderen folgten die anderen – Elin, Kael, Taro und schließlich Eshan.

Und dann war alles… Wasser.

Nicht wie ein See, nicht wie ein Ozean – eher wie ein Raum zwischen Welten, gefüllt mit flüssigem Licht. Sie konnten atmen, obwohl sie unter Wasser waren. Ihre Bewegungen waren leicht, beinahe schwerelos.

Jennifer öffnete die Augen und drehte sich langsam. Ihre Kleidung hatte sich verändert, schien aus leichten, schimmernden Stoffen zu bestehen. Und ihre Beine… sie waren nicht mehr da. Stattdessen eine elegante Flosse in sanftem Silber-Blau, die sich mit einer Leichtigkeit bewegte, die sie nie zuvor gespürt hatte.

„Ich… bin eine Meerjungfrau,“ hauchte sie, die Stimme durch das Wasser getragen.

Kael neben ihr hatte sich in ein elegantes, graues Seepferdchen verwandelt – klein, aber voller Präsenz. Elin glitt als schlanker Delfin an ihnen vorbei, anmutig und frei.

„Taro?“ rief Jennifer.

Ein Schatten huschte vorbei – ein majestätischer Rochen mit weit gespannten Flügeln, der in einer kreisenden Bewegung zu ihnen zurückkam. In seinem Gesicht zeichnete sich Taros Grinsen ab.

„Ich bin elegant UND tödlich,“ sagte er zufrieden.

Nur Kaela war noch nicht ganz verwandelt. Ihre Beine waren menschlich geblieben, doch am Rücken wuchs eine flossenartige Struktur, und ihre Hände wirkten schwimmhäutig. Ihre Augen blickten unsicher, aber fest entschlossen.

„Ich… ich kann nicht einfach alles loslassen. Noch nicht. Das ist… zu viel.“

Jennifer schwamm zu ihr und berührte vorsichtig ihre Schulter. „Dann bist du halt eine Meerfrau. Halb Mensch, halb Fisch. Du musst nicht sein wie wir. Du musst nur du selbst sein.“

Ein Lächeln durchbrach Kaelas Zögern.

Plötzlich wurde es um sie herum heller – vor ihnen öffnete sich die Sicht auf eine gewaltige Stadt, erbaut aus schimmernden Korallen, gläsernen Kuppeln und tanzendem Licht. Kreaturen in allen Farben und Formen schwammen zwischen Torbögen aus Seetang hindurch.

Die versunkene Stadt lag vor ihnen.

Ein großes Tor öffnete sich wie von selbst, als ob die Stadt sie willkommen heißen würde.

„Willkommen in Aqualyn,“ sagte Eshan, der sich als alter Seelöwe zwischen ihnen formte. „Die Stadt, in der sich die Meere erinnern, wer sie einst bewohnten.“


🌊 Ende von Kapitel 17

Nächste Etappe: Was verbirgt sich in den Tiefen Aqualyns? Und welche Wassergeheimnisse warten auf unsere Gestaltwandler?
Tauche weiter mit uns ein… 🐚✨

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