Kapitel 14: Die Flüsternden Ruinen

Die Gruppe hatte sich nach dem Kampf gegen die Schattenkreatur eine kurze Pause gegönnt, doch die Schattenwelt blieb ein unberechenbarer Ort. Die Luft war kalt, und eine fast greifbare Stille lag über der Landschaft.

„Da vorne,“ sagte Alric leise und deutete mit seiner Hand. „Ich sehe eine Struktur. Sieht aus wie Ruinen.“

Die Gruppe näherte sich vorsichtig. Die Ruinen waren beeindruckend: Hohe, zerfallene Türme aus schwarzem Stein ragten in den nebligen Himmel. Überall waren uralte Symbole eingraviert, die bei näherem Hinsehen zu flimmern schienen.

„Das sieht… alt aus,“ murmelte Kaela, ihre Stimme von Ehrfurcht erfüllt. „Vielleicht war das einmal eine Stadt.“

Jennifer kniete sich neben einen der Steine und berührte ihn vorsichtig. Ein plötzlicher Schauer lief ihr über den Rücken, als sie eine Stimme hörte – leise, flüsternd, kaum verständlich.

„Habt ihr das gehört?“ fragte sie, ihre Augen weit aufgerissen.

Die anderen schüttelten den Kopf.


Plötzlich begannen die Symbole auf den Steinen heller zu leuchten. Eine Energie erfüllte die Luft, und die Flüstern wurden lauter, deutlicher.

„Wer wagt es, die Ruhe der Schatten zu stören?“

Die Stimme hallte durch die Ruinen, tief und durchdringend. Vor der Gruppe materialisierte sich eine Gestalt, gehüllt in einen Mantel aus Dunkelheit. Ihre Augen glühten wie Lava, und sie hielt einen Stab, der mit einem leuchtenden Kristall besetzt war.

„Wir suchen nach Antworten,“ sagte Taron mutig, trat einen Schritt vor und verwandelte sich instinktiv in seine Wolfsform. „Wir wollen wissen, was diese Welt ist und wie wir das Gleichgewicht wiederherstellen können.“

Die Gestalt lachte, ein raues, kaltes Geräusch. „Ihr wagt es, das Gleichgewicht zu erwähnen, obwohl ihr nicht einmal versteht, was diese Welt ist? Ihr werdet die Wahrheit lernen… aber nur, wenn ihr bereit seid, die Prüfung zu bestehen.“


„Prüfung?“ fragte Jennifer, die nun wieder als Adler in die Lüfte stieg, um die Umgebung zu überblicken.

„Drei Herausforderungen erwarten euch,“ erklärte die Gestalt. „Jede wird eure Stärke, euren Verstand und eure Verbindung zueinander auf die Probe stellen. Wenn ihr scheitert, werdet ihr Teil der Schattenwelt… für immer.“

Kaela kniff die Augen zusammen. „Und wenn wir bestehen?“

„Dann werde ich euch die Antworten geben, die ihr sucht – und euch die Kraft verleihen, die ihr braucht.“

Die Gruppe tauschte ernste Blicke aus. Jennifer fühlte ihr Herz schneller schlagen, doch sie wusste, dass sie keine Wahl hatten. „Wir nehmen die Prüfung an,“ sagte sie schließlich, ihre Stimme fest.


Die erste Herausforderung begann sofort: Der Boden unter ihnen verwandelte sich in fließenden Schatten, die an ihren Beinen zerrten. Jennifer spürte, wie die Dunkelheit versuchte, sie herunterzuziehen, und kämpfte dagegen an, indem sie sich in einen Puma verwandelte und ihre Krallen tief in den Boden grub.

„Bleibt zusammen!“ rief Alric, der sich in seine Falkengestalt verwandelte und über den Strömungen kreiste, nach einem sicheren Weg suchend.

Kaela und Taron kämpften Seite an Seite, ihre Bewegungen synchron. „Es gibt dort drüben einen festen Punkt!“ rief Kaela, die in ihrer Schneeleopardenform einen Sprung über die Schattenströme wagte.

Jennifer folgte ihr, ihre Muskeln angespannt. Doch die Schatten formten sich plötzlich zu Kreaturen mit glühenden Augen, die sie angriffen.

„Sie werden stärker,“ rief Taron, der als Drache auf sie zustürmte und Flammen spuckte, um die Kreaturen zurückzudrängen.


Jennifer spürte, wie die Dunkelheit an ihrer Energie zehrte, doch sie ließ sich nicht entmutigen. „Wir müssen weiter! Vertraut mir!“

Sie führte die Gruppe über die Schattenströme, kämpfte gegen die Angreifer und spürte, wie ihre Kräfte durch die Herausforderung wuchsen. Als sie endlich den festen Boden erreichten, verschwanden die Schatten und hinterließen eine seltsame Ruhe.

Die Stimme der Gestalt hallte erneut durch die Ruinen. „Ihr habt die erste Prüfung bestanden… doch die wahre Herausforderung liegt noch vor euch.“

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