Kapitel 12: Der Kern der Schattenwelt

Der Staub des Wächters legte sich langsam auf den Höhlenboden, doch die leuchtenden Linien an den Wänden pulsieren stärker als zuvor. Es war, als ob die Schattenwelt spürte, dass die Gruppe näher an ihren Ursprung gelangte.

„Seht euch das an,“ murmelte Kaela und deutete auf die Linien, die jetzt in einem tiefen Rot glühten. „Wir kommen dem Kern wirklich näher.“

„Wir sollten uns beeilen,“ sagte Taron. „Die Schattenwelt wird versuchen, uns aufzuhalten. Das war sicher nicht der letzte Wächter.“

Jennifer nickte, ihr Herz schlug schnell. Doch anstatt sie zu lähmen, trieb die Aufregung sie voran. Sie spürte, dass sie mit jedem Schritt nicht nur die Schattenwelt, sondern auch sich selbst besser verstand.


Die Gruppe bewegte sich vorsichtig durch die engen Gänge, die nun von kristallinen Formationen gesäumt waren. Die Luft wurde dichter, erfüllt von einem schwachen Summen, das wie ein Herzschlag klang.

Jennifer, immer noch in ihrer Pumagestalt, blieb stehen und lauschte. Ihre Ohren zuckten, als sie ein leises Rascheln hörte.

„Da ist etwas,“ flüsterte sie.

Kaela schnupperte in der Luft und knurrte leise. „Sie kommen.“

Plötzlich schossen aus den Schatten kleine, schlangenartige Kreaturen mit glühenden Augen hervor. Sie waren schnell, beinahe zu schnell für das Auge, und umkreisten die Gruppe wie Raubtiere.

„Wir müssen zusammenhalten!“ rief Alric, der sich in seine Falkengestalt verwandelte und in die Luft stieg.

Jennifer blieb ruhig. Sie erinnerte sich an die Balance, die sie im Kampf gegen den Wächter gefunden hatte. Mit einem tiefen Atemzug verwandelte sie sich in einen Adler und erhob sich neben Alric in die Luft.

„Führen wir sie auseinander!“ schlug sie vor.


Die schlangenartigen Kreaturen zischten und sprangen in die Höhe, doch Jennifer und Alric lockten sie fort, während Kaela und Taron von unten angriffen. Jennifer spürte, wie ihre Bewegungen fließender wurden, wie sie instinktiv wusste, wann sie angreifen und wann sie ausweichen musste.

Gemeinsam schafften sie es, die Kreaturen zurückzudrängen. Als der letzte Schattenkörper verschwand, landeten Jennifer und Alric wieder auf dem Boden.

„Du wirst immer besser,“ sagte Alric mit einem anerkennenden Zwinkern.

Jennifer lächelte schwach. Sie war erschöpft, aber auch stolz auf sich.


Nach einer weiteren Stunde des Marschierens erreichten sie schließlich eine große Höhle, die von einem gewaltigen, pulsierenden Licht erfüllt war. In der Mitte schwebte eine schwarze Kugel, umgeben von den leuchtenden Linien, die wie Adern in sie hineinführten.

„Der Kern,“ flüsterte Kaela ehrfürchtig.

Doch bevor jemand etwas unternehmen konnte, begann die Kugel zu vibrieren, und eine tiefe, dröhnende Stimme erfüllte die Höhle.

„Ihr wagt es, meinen Raum zu betreten?“

Die Schatten des Kerns begannen sich zu formen, und eine gewaltige Gestalt erschien vor ihnen – eine Mischung aus all den Kreaturen, die sie bisher bekämpft hatten.

Jennifer schluckte hart, doch sie trat einen Schritt vor. „Wir sind hier, um diese Welt ins Gleichgewicht zu bringen!“

Die Gestalt lachte, ein dunkler, unheilvoller Klang. „Dann zeigt mir, was ihr gelernt habt, Gestaltenwandler.“


Die Gruppe nahm ihre Positionen ein, bereit für den vielleicht entscheidendsten Kampf ihrer Reise. Jennifer spürte die Energie der Höhle um sich herum, die mit der ihrer Freunde verschmolz.

Die Schattenwelt hatte sie getestet, aber nun war es an der Zeit, zurückzuschlagen.

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