Kapitel 11: In den Tiefen des Ursprungs
Die Luft in der Höhle war kühl und feucht, erfüllt von einem leichten Summen, das aus den leuchtenden Linien entlang der Wände kam. Jennifer blieb in ihrer Pumagestalt, ihre Schritte waren leise und geschmeidig, während sie die Umgebung aufmerksam beobachtete.
„Bleibt wachsam,“ sagte Taron, der sich ebenfalls noch nicht zurückverwandelt hatte. Sein Wolfsfell schimmerte schwach im Licht der Linien, und seine Augen funkelten aufmerksam.
Kaela lief als Schneeleopardin neben ihm, ihre Bewegungen nahezu lautlos. Alric hatte sich erneut in seine Falkengestalt verwandelt und kreiste über ihnen, seine scharfen Augen suchten die Dunkelheit nach Gefahren ab.
Jennifer war dankbar für ihre tierische Gestalt. Sie fühlte sich sicherer, ihre Sinne geschärft. Der Boden unter ihren Pfoten vibrierte leicht, als ob die Höhle lebte.
„Diese Linien… sie sind wie Adern,“ flüsterte sie. „Aber wohin führen sie?“
„Zum Kern,“ antwortete Kaela. „Wenn wir ihn erreichen, könnten wir die Schatten vielleicht bei der Wurzel packen.“
Plötzlich hielt Alric über ihnen inne und ließ ein warnendes Kreischen hören. Die Gruppe blieb stehen, ihre Muskeln angespannt.
„Da vorne,“ sagte Kaela, ihre Stimme ein leises Knurren.
Eine Bewegung in der Dunkelheit. Etwas Großes und Unförmiges schälte sich aus den Schatten – eine Kreatur, die anders war als die vorherigen. Sie war massiver, mit einem zähflüssigen, dunklen Körper, aus dem glühende Augen hervorstachen.
„Das ist ein Wächter,“ flüsterte Taron. „Er ist hier, um den Kern zu schützen.“
Jennifer spürte, wie ihre Angst zurückkehrte, doch sie unterdrückte sie. „Wir haben keine Wahl, oder?“
„Nein,“ sagte Kaela. „Wir müssen ihn überwinden.“
Der Wächter brüllte, ein markerschütternder Laut, der die Höhle erbeben ließ. Ohne zu zögern stürmte Taron voran, seine Zähne blitzten in der Dunkelheit. Kaela sprang ihm nach, ihre Krallen bereit.
Jennifer blieb kurz stehen, ihr Atem schwer. Sie wusste, dass sie sich einbringen musste, aber sie zögerte.
„Jennifer!“ rief Alric von oben. „Vertrau dir selbst!“
Mit einem entschlossenen Blick verwandelte sie sich in einen Adler und erhob sich in die Luft. Der Wächter schlug mit einem massiven Arm nach ihr, doch sie war schneller. Sie tauchte herab, ihre Krallen trafen eines der glühenden Augen des Wesens.
Der Wächter schrie auf und wandte sich ihr zu, was Taron und Kaela die Gelegenheit gab, ihn von der Seite anzugreifen. Ihre Zähne und Krallen drangen tief in seine Schattenhülle ein, doch es schien, als ob er immer wieder regenerierte.
„Sein Kern!“ schrie Kaela. „Wir müssen den Kern finden!“
Jennifer landete neben Taron und verwandelte sich zurück in die Pumagestalt. „Wo könnte der Kern sein?“
„In seinem Herzen,“ sagte Taron knapp. „Wir müssen zusammenarbeiten.“
Jennifer nickte und überlegte kurz. „Alric, kannst du ihn ablenken? Kaela und ich greifen von unten an, während Taron ihn von der Seite packt.“
„Verstanden!“ rief Alric und stieg höher.
Der Plan begann. Alric stieß aus der Luft herab, seine Schwingen schlugen gegen den Wächter und zwangen ihn, nach oben zu schauen. Taron nutzte die Gelegenheit, um sich auf die linke Seite der Kreatur zu stürzen, während Kaela und Jennifer gemeinsam von unten angreifen.
Jennifer spürte das Pochen des Kerns, als sie sich näherte. Mit aller Kraft sprang sie und riss mit ihren Klauen die Schattenhülle auf. Ein grelles Licht brach hervor, und die Kreatur schrie in einem letzten, verzweifelten Laut auf, bevor sie zu Boden fiel und sich in schwarzen Staub auflöste.
Die Gruppe stand still, keuchend, aber triumphierend.
„Das war knapp,“ sagte Taron und sah Jennifer an. „Du hast uns den Sieg gebracht.“
„Ich?“ fragte sie ungläubig.
„Ja,“ sagte Kaela mit einem stolzen Lächeln. „Dein Plan hat uns gerettet. Du hast wirklich Talent, Jennifer.“
Jennifer sah auf ihre Pfoten, dann in die leuchtenden Linien der Höhle. Sie fühlte, dass sie stärker geworden war – nicht nur körperlich, sondern auch innerlich.
„Lasst uns weitermachen,“ sagte sie schließlich. „Der Kern wartet.“