📖 Kapitel 27 – Was bleibt, wenn der Kampf endet

„Wartet!“, rief Elin, gerade als die anderen sich von der zerstörten Anlage abwenden wollten.
„Der Luchs… er ist noch dort. Ganz allein.“

Kael hielt inne. Sein Blick ging zurück zur Tür, die sie zerschmettert hatten. „Stimmt. Wir wissen nichts über ihn. Aber… wir können ihn nicht einfach zurücklassen.“

Taro nickte. „Selbst wenn er sich nicht zurückverwandeln kann, er war kein Feind. Eher ein Gefangener.“

„Ich hab ihn in den Augen gesehen“, sagte Lyra leise. „Er war gebrochen. Aber da war… etwas. Ein Schimmer von Verstand.“

Sie gingen zurück. Vorsichtig, bedacht. Der Flur war leer, die Überreste des Kampfes lagen noch wie Schatten zwischen den Steinen.

Der Luchs lag immer noch in der Zelle, zusammengerollt. Doch als sie näherkamen, hob er den Kopf. Seine Augen – golden und tief – waren wachsam.
Aber diesmal nicht voller Panik.

„Wir tun dir nichts“, sagte Elin ruhig und kniete sich langsam vor die Gitter.
„Du bist kein Tier. Du bist… jemand. Und du sollst nicht mehr allein sein.“

Kael packte das Schloss. Mit einem Ruck riss er es auf. Die Tür schwang langsam auf.

Zuerst bewegte sich der Luchs nicht. Dann trat er vorsichtig hinaus, die Muskeln angespannt, den Blick auf jeden von ihnen gerichtet.

Aber er griff nicht an. Kein Fauchen. Kein Zögern.
Er trat einfach nur neben Elin… und blieb stehen.

„Ich denke, er will mit“, flüsterte Taro.

„Dann kommt er mit uns.“ Lyra nickte. „Vielleicht… ist das hier sein erster Schritt zurück.“


Die Nacht war still, als sie Elins Hütte erreichten.
Es war eng – zu fünft mit einem Luchs – aber niemand klagte.
Lyra legte ihr Messer zur Seite. Kael rollte eine Decke für Taro aus. Elin bereitete Tee.

Der Luchs lag vor dem Kamin, ruhig atmend. Er hatte keinen Namen, aber seine Anwesenheit war sanft, fast beschützend.

Sie saßen im Kreis. Still.

Dann brach Taro das Schweigen. „Ich habe nie gedacht, dass es wirklich so gefährlich sein könnte. Dass jemand so… grausam sein kann, mit Seelen.“

Lyra schaute ins Feuer. „Ich auch nicht. Aber wir wissen jetzt mehr. Und wir sind nicht allein.“

Elin nickte. „Und das ist unser größter Schutz. Nicht unsere Krallen. Nicht unsere Flügel. Sondern… dass wir einander haben.“

Kael lächelte schwach. „Morgen beginnt Thalyas Training. Ich will bereit sein. Für das, was kommt. Für alle, die es noch betrifft.“

Sie schwiegen wieder. Aber es war kein schweres Schweigen. Es war eines, das in Ruhe ruhte.

Langsam legten sie sich nieder.
Und draußen, im Dunkel, hielt der Luchs Wache – als wäre er bereits ein Teil von ihnen.


🌙
Kapitel 27 – Ende
Manche Wunden heilt man nicht allein – sondern in Gemeinschaft.

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